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Bildungsdokumentation

Als Kindertagespflegeperson möchte ich neben den Betreuungsaufgaben auch die Aufgabe übernehmen, die Entwicklung eines Kindes kontinuierlich zu dokumentieren. Dies geschieht nur nach Einverständnisgabe der Erziehungsberechtigten.

Es ist mir wichtig, die Entwicklungsschritte eines Kindes festzuhalten, wie:

·       Was kann das Kind derzeit?

·       Was konnte das Kind vor einem halben Jahr?

Ich möchte mit Text und Fotos Einblick in meine Arbeit mit dem Kind geben. Diese Art der Dokumentation kommt allen am Bildungsprozess Beteiligten zu Gute. Sie hilft mir, jedes einzelne Kind wahrzunehmen und einen Einblick in dessen Verhalten, Gefühlslage, Sichtweisen und Sozialverhalten zu erhalten. Die einzigartige Persönlichkeit und Besonderheiten eines jeden Kindes, können mir so klar werden. Die Dokumentation bietet mir somit die Möglichkeit, die Fähigkeiten eines Kindes herauszufinden und ihm genau die Unterstützung zu geben, die es braucht. Hinweise auf eine Fehlentwicklung sind somit ebenfalls gegeben. Meinem Empfinden und eigener Erfahrung als Elternteil nach, verschafft die Dokumentation den Erziehungsberechtigten Einblick und damit ein gutes Gefühl sowie Stolz, dass sich ihr Kind stetig weiterentwickelt. Sie zeigt ihnen, dass ihr Kind Aufmerksamkeit, Achtung, Respekt und eine individuelle sowie liebevolle Betreuung erhält. Ebenso kann das Vertrauensverhältnis, welches die Grundlage für eine gute Erziehungspartnerschaft zwischen der Tagespflegeperson und den Erziehungsberechtigten ist, hierdurch gestärkt werden.

Die regelmäßige Beobachtung und Dokumentation bilden eine wichtige Grundlage für meine pädagogische Arbeit. Ersteres nimmt für mich dabei den größeren und wichtigeren Teil ein. Meine Wahrnehmungen sind allerdings aus der Rolle der beobachtenden Kindertagespflegeperson, subjektiv einzuschätzen. Zudem ist die Erfassung der Details schwieriger, je komplexer das Wahrzunehmende ist. Es ist daher mein Bestreben, eine offene, objektive und dem Kind zugewandte Haltung einzunehmen. Um das Kind richtig einschätzen zu können, beobachte ich es intensiv z.B. das Verhalten im Spiel, die Motorik oder die Sprache. Das aktuelle Thema, mit dem sich ein Kind beschäftigt, kann hierdurch verstanden werden und Rückschlüsse auf dessen Motivation zum Lernen geben. Meine eigene Perspektive auf ein Kind, lässt sich durch die intensive Beobachtung, ebenfalls hinterfragen und kann Vorurteile durch Vorerfahrungen mindern. Mit Hilfe der Dokumentation gelingt diese Reflexion über das Beobachtete und die eigene Objektivität wesentlich intensiver. Ich versuche daher zunächst möglichst viele Informationen beschreibend zu dokumentieren, bevor ich sie analysiere. In der Regel erfolgen meine Beobachtungen unvermittelt und somit ohne technische Hilfsmittel. Meine Wahrnehmungen sind daher nur als selektiv einzuordnen. Die dokumentierte Beobachtung und Analyse, hat somit auch Auswirkungen auf die Gestaltung meines pädagogischen Angebotes, die Tagesstruktur und bildet mich letztendlich selbst weiter. Die Gesamtheit aller Dokumente über als auch vom Kind, bildet je nach Dauer der Betreuung, eine individuelle und reichhaltige Entwicklungsgeschichte. Diese kann durch Vorlesen oder mit zunehmendem Alter selbstständig vom Kind aufgenommen werden und ihm Selbstbewusstsein verschaffen. Mit dem Kind darüber zu Sprechen, unterstützt zudem dessen Sprachbildung und Kognition.

Die Erziehungsberechtigten können jederzeit Einblick in die von mir angelegte Dokumentation nehmen. Sie bietet eine wertvolle Grundlage für Elterngespräche und wird am Ende der Betreuungszeit den Erziehungsberechtigten übergeben.

Ich konnte als Pflegefachkraft 17 Jahre lang kontinuierlich Berufserfahrung sammeln. Die Geschichte der Dokumentation im pflegerischen Bereich ist zwar aus der Notwendigkeit entstanden, Informationen an die KollegInnen weiterzugeben und die Zielgruppe, die Herangehensweise sowie Auswertungen sind anders, trotzdem habe ich Parallelen bemerkt. Die Dokumentation steigert die Qualität der Tätigkeit, darf die spürbare Qualität in Form von Zuwendung, Kundenorientierung und Partizipation aber nicht ersticken. Grundlage ist hierfür die Beobachtung, für die ich aufgrund meiner Berufserfahrung, ein geschultes Auge entwickelt habe. Das Thema Beobachtung und Dokumentation ist für mich somit kein Neues und Vor- sowie Nachteile sind mir bekannt. Der große Nachteil der Dokumentation ist, dass sie zeitintensiv ist und Kosten verursacht. In seltenen Fällen, ist die Dokumentation im Tagesverlauf möglich und wird nach der Betreuungszeit, neben der üblichen Bürotätigkeit einer Selbstständigkeit durchgeführt. Die Dokumentation in der Kindertagespflege wird in diesem Jahr verpflichtend eingeführt und die Beobachtungen werden meist wertfrei genutzt. Mit Ausnahme der Entwicklungstabellen, dienen die Beobachtungsbögen hauptsächlich als Momentaufnahmen.

Zurzeit verwende ich, um Entwicklungsprozesse sichtbar zu machen, die Entwicklungstabelle: Grenzsteine der Entwicklung von Prof. Dr. Michaelis. Diese dient als Frühwarnsystem, um Auffälligkeiten im Bildungs- und Entwicklungsverlauf zu erkennen, aber nicht zu beurteilen. Entwicklungsschritte die weit unter dem Durchschnitt gleichaltriger Kinder liegen, können hiermit erfasst und den Erziehungsberechtigten eine diagnostische Abklärung empfohlen werden.

Zur individuellen Dokumentation meiner Beobachtungen, nutze ich derzeit 8 Erfassungsbögen:

1. Meine Eingewöhnungszeit: Hier dokumentiere ich in Tagebuchform, aus der Sicht des Kindes, die ersten elf Tage der Eingewöhnung. Mit Hilfe dieser Dokumentation, kann ich mich nach der Eingewöhnungszeit, auf ein Reflexionsgespräch mit den Erziehungsberechtigten vorbereiten.

2. Das bin ich!: Hier stelle ich das Kind, wie in einem Poesiealbum mit Foto und Handabdruck sowie mit persönlichen Daten, Vorlieben oder einer kurzen Geschichte, nach der Eingewöhnungsphase vor.

3. Freie Beobachtung: Zur Gewinnung eines Gesamteindrucks, schildere ich hier zunächst eine Beobachtung die ich für erwähnenswert halte und interpretiere diese im Anschluss. Ich reflektiere die Erfahrungen, Kompetenzen und Interessen die das Kind in der beobachteten Situation besitzt und mache mir Gedanken über Unterstützungsmöglichkeiten sowie die weitere Begleitung des Kindes. Ebenso plane ich die zukünftige Beobachtungsphase.

4. Bildungs- und Lerngeschichte von Margret Carr: Hier schildere ich zunächst meine Alltagsbeobachtung und werte diese anschließend mit Hilfe der Lerndispositionen aus. Diese Analyse kann Grundlage sein, um mit dem Kind sowie den Eltern ins Gespräch zu kommen und meine weitere Angebotsplanung zu gestalten. Zuletzt, schreibe ich in Briefform, dem Kind eine Lerngeschichte und könnte ihm oder ihr diese auch vorlesen.

5. Kompetenzkarte von Bensel & Haug-Schnabel: Zunächst beobachte ich einen kompletten Handlungs- oder Spielablauf des Kindes ressourcenorientiert. Dazu dient mir ein Beobachtungsprotokoll, mit dessen Hilfe ich im Anschluss die Kompetenzen des Kindes herausarbeite und diese sechs entwicklungspsychologischen Kompetenzbereichen zuordne. Zuletzt kann diese entstandene Kompetenzkarte mit weiteren Nebenbeobachtungen ergänzt werden.

6. Das habe ich heute gelernt: Ich versuche von dem Erlernten des Kindes ein Foto zu machen und klebe es ein. Die Situation beschreibe ich dann handschriftlich darunter.

7. Das kann ich jetzt: Hier klebe ich ein beispielhaftes Foto zur erreichten Kompetenz ein und beschreibe handschriftlich die Hintergrundgeschichte dazu.

8. Beobachtungskriterien zur Einschätzung von Kindeswohlgefährdung bei Kindern von 0-3 Jahren: Diese Tabelle fülle ich für jedes Kind nach der Eingewöhnungszeit aus, zur Erstellung des IST-Zustandes, welchen ich bei Auffälligkeiten an meine Fachberatung weiterleiten kann und mir als Grundlage für ein Elterngespräch dient. Sollte dies der Fall sein, fülle ich diesen Beobachtungsbogen in Verbindung mit der Tabelle zur Gefährdungseinschätzung und Risikobewertung sowie im Dialog mit meiner Fachberatung, in regelmäßigen Abständen aus. Bei akuten Beobachtungen zu diesem Thema, dient mir der Dokumentationsbogen Handlungskompetenz bei Kindeswohlgefährdung, welchen ich dann ebenfalls für ein Elterngespräch sowie zur Kontaktaufnahme mit meiner Fachberatung heranziehen kann.

Besondere Erlebnisse und schöne Momente versuche ich zur Erstellung eines Abschiedsalbums oder Bildergeschichten mit Hilfe von Fotos festzuhalten. Die Fotodokumentation ist für mich aber nicht primär bei der Beobachtung umsetzbar. Zudem entscheiden im Vorfeld die Erziehungsberechtigten, ob und wie die entstandenen Fotos von mir genutzt werden. Die Gesamtheit aller Dokumente und kommentierte Arbeiten des Kindes, wie: „Das habe ich gezeichnet! und „Ich habe mit Wasserfarben gemalt!“, machen aus der Dokumentationsmappe eine Portfolioarbeit.

Je nach Gruppendynamik, biete ich ggf. zum Informationsaustausch auch für jedes Kind ein Notizheft an, in welches ich tagesaktuelle Ereignisse eintrage. Es kann ebenfalls von den Erziehungsberechtigten z.B. für eigene Notizen oder Fragen genutzt werden, wenn für ein Gespräch Mal keine Zeit zur Verfügung steht.